ACHAVAאחווה Fest­spiele Thüringen

Klezmer. Tov! Musik für die Welt
Foto: Dr. Bernd Seydel

Klezmer. Tov! Musik für die Welt

Sinfoniekonzert

Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach
Markus Huber · Musikalische Leitung, Moderation
Helmut Eisel · Klarinette

  • Jerry Bock: Sinfonische Tänze aus dem Musical »Anatevka – Fiddler on the Roof«
  • Helmut Eisel: Rhapsody for an Unknown Klezmer
  • Erwin Schulhoff: Lustige Ouvertüre für Orchester op. 8
  • Erich Wolfgang Korngold: Märchenbilder für Orchester op. 3
  • Darius Milhaud: »Le bœuf sur le toit« [Der Ochse auf dem Dach] – Fantasie für Orchester op. 58

Deutschland – über Jahrhunderte hinweg ein Schmelztiegel der Kulturen und Religionen! Im Zuge der Wirren der deutschen Geschichte, wo oft das Dunkel der Vergangenheit mit dem Licht der Gegenwart gerungen hat, erklingen bis heute die Töne der Erinnerung in mannigfaltigster Form und Ausprägung. Unter den Künstlern, die einst die kulturelle Landschaft zu prägen vermochten, erheben sich die Namen jüdischer Komponisten lediglich wie sanfte Melodien in einem stürmischen Orchester – ihre Werke und ihre Biografien drohen in Vergessenheit zu geraten. Und so waren es vor allem die jüdischen Komponisten, die in ihren facettenreichen Kompositionen die menschliche Existenz darzustellen vermochten, die von Triumph und Tragödie, von Liebe und Verlust, von Hoffnung und Verzweiflung erzählt. Ihre Musik ist wie ein Fluss, der durch die unruhigen Gewässer der Geschichte fließt und dennoch niemals seine Essenz verliert – ein Spiegelbild der Seele.

Besonders während der Zeit des Nationalsozialismus wurde die künstlerische Freiheit im Keim erstickt und die Klänge jüdischer Komponisten mussten weichen – ihre Musik wurde als „entartet“ diffamiert. Viele jüdische Komponisten wurden aus ihrem Heimatland vertrieben, gingen ins Exil oder fanden in den Konzentrationslagern den Tod – ihre Notenblätter als stumme Zeugen einer unermesslichen Tragödie zurücklassend. Trotz des Grauens und der Zerstörung überlebte die Musik dieser tapferen Künstler wie ein zarter Keim, der aus den Trümmern emporstieg. In den Nachkriegsjahren und bis in die Gegenwart hinein erklingt ihre Musik weiterhin, als lebendiges Vermächtnis einer vergangenen Zeit und als Quelle der Inspiration für kommende Generationen. Dies gilt es zu bewahren. Komponisten wie Erich Wolfgang Korngold, Darius Milhaud oder Erwin Schulhoff stehen als Symbol für die menschliche Ausdauer und den unerschütterlichen Glauben an die Kraft der Kunst, selbst in den dunkelsten Stunden. Ihre Werke erinnern uns daran, dass Musik mehr ist als nur Klang – sie ist eine Sprache, die über Grenzen hinweg verbindet, eine Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Um die Repressionen auszuhalten und zu verarbeiten, diente einigen jüdischen Komponisten der Humor als Überlebensstrategie, getreu dem Motto „Freud im Leid“. Eine besondere musikalische Ausdrucksform ist der Klezmer: Seine Wurzeln reichen zurück bis zur Musik des Volkes Israel zur Zeit des Alten Testaments, als Instrumentalmusik unter anderem dazu diente, Priester in eine Art Trancezustand zu versetzen. Die „Klezmorim“ waren häufig fahrende Artisten, die zu feierlichen Anlässen wie Hochzeiten oder auch bei Festen des Adels musizierten. Klezmer-Musik ist bekannt für ihre lebendigen und mitreißenden Melodien, die oft mit einer Prise Humor und einem melancholischen Unterton gewürzt sind.

Die Musiker nutzten oft Improvisation, um ihre Gefühle und Gedanken auszudrücken, und der Humor war ein integraler Bestandteil ihrer Darbietungen. Durch die Verwendung von ungewöhnlichen Harmonien, schnellen Tempi und verspielten Rhythmen konnten die Klezmer-Musiker eine Atmosphäre der Freude und des Lachens schaffen, selbst inmitten schwieriger Lebensumstände. Zu den weltweit besten Klezmer-Musikern zählt der Klarinettist Helmut Eisel, der mit seiner Komposition „Rhapsody for an Unknown Klezmer“ den im Holocaust verfolgten und ermordeten „Klezmorim“ gedenkt und damit ihre traditionsreiche Kunst in die Zukunft führt.

Eine Produktion der Thüringen Philharmonie Gotha Eisenach in Kooperation mit den ACHAVA Festspielen Thüringen

Termin

Fr, 20. September · 19.30 Uhr

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Eintritt

  • ab 15€

Landestheater Eisenach

Theaterplatz 4–7
99817 Eisenach