ACHAVAאחווה Fest­spiele Thüringen

Weinberg und Schostakowitsch – Im Schatten der Macht

Sinfoniekonzert

Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach
Markus Huber · Dirigent
Linus Roth · Violine

Mieczysław Weinberg: Konzert für Violine und Orchester g-Moll op. 67
Dmitri Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 47

In den 1930er Jahren waren große Teile Europas von totalitären Herrschern dominiert: Mussolini in Italien, Horthy in Ungarn, Franco in Spanien, Hitler in Deutschland und dem „angeschlossenen“ Österreich – sie alle unterdrückten jegliche Form von Opposition und anders gearteter Meinung. Diese stark nationalistisch geprägten Regime fanden ihr Äquivalent auch auf der anderen Seite des politischen Spektrums, nämlich in der Sowjetunion unter der Führung Josef Stalins.

Sein gewaltiges Reich war von einem unerbittlichen Terror geprägt, der keine Grenzen kannte. Zahllose Menschen, darunter auch viele kritische Intellektuelle und Künstler, fielen seinem Regime zum Opfer. Sie agierten im Schatten seiner Macht – so auch die beiden Komponisten Dmitri Schostakowitsch und Mieczysław Weinberg. In ihrer Musik vereinen sie nicht nur meisterhaftes Handwerk und künstlerische Genialität, sondern auch das Echo ihrer Zeit, das Leiden und die Hoffnung einer ganzen unterdrückten Generation.

Als Pole jüdischer Abstammung war Weinbergs Schicksal nahezu aussichtslos – er musste vor den Nationalsozialisten fliehen, heiratete zwar in eine einflussreiche Moskauer Familie ein, geriet aber immer wieder zwischen die Mühlräder des Stalin’schen Terrors. Seine Werke spiegeln die Trauer und die Widerstandskraft seines Volkes wider, das vom Grauen des Holocausts heimgesucht wurde. Weinbergs Musik verwebt die schmerzhaften Erinnerungen an Verlust und Leid mit einer unerschütterlichen menschlichen Würde, die den Hörer in ihren Bann zieht und zugleich aufrüttelt.

Künstlerisch gefördert wurde Weinberg von seinem Mentor Dmitri Schostakowitsch, woraus eine lebenslang anhaltende Freundschaft entstand, eine Verbindung die – ob eines ähnlichen Schicksals – möglicherweise als Seelenverwandtschaft bezeichnet werden kann. Schostakowitsch, dessen Biografie von den schrecklichen Schandtaten der Stalin-Ära geprägt war, fand in seiner Tonsprache einen Weg, ungesagte Wahrheiten zu verkünden. Seine Sinfonien sind wie Schreie der Seele, die in einer Welt der Repression nach Freiheit gieren und Gerechtigkeit suchen. Er wagte es, in seinen Werken die Grenzen des Erlaubten zu überschreiten und fand doch stets einen Weg, seine Botschaft der Menschlichkeit und Hoffnung zu übermitteln. Im Dialog zwischen Weinberg und Schostakowitsch wird nicht nur der Schrecken ihrer Biografien, sondern auch die unendlich tiefschürfende Kraft der Kunst offenbar, die selbst in den dunkelsten Stunden des menschlichen Schicksals einen Funken an Licht spendet.

Termin

Do, 3. Oktober · 19.30 Uhr

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Kulturhaus Gotha

Ekhofplatz 3
99867 Gotha